Juli 12, 2023

Mantrailing – Personenspürhunde

Mich persönlich beeindruckt es immer wieder, was so eine Hundenase alles leisten kann. Das übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen. Der Hund benötigt zum Trailen nichts weiter als den Geruch einer zu suchenden Person. Er ist in der Lage, aus all den alten und neuen Geruchsspuren dieser Person den Weg zu finden, den sie gegangen ist. Einfach faszinierend.

Natürlich ist das eine der besten, aber auch aufwendigsten Freizeitaktivitäten für Hunde und ihre Menschen. Die Angebote auf dem Markt, das Trailen zu erlernen , wachsen wie Pilze aus dem Boden. Da wird es schon wieder schwer, aus den vielen „Maintrailer-Gurus“ einen zu finden, der auch zu einem passt. Das Problem ist aber folgendes. Wir Menschen glauben tatsächlich, das wir dem Hund das Trailen lernen können. Wir, deren Nase nicht ansatzweise das zu leisten vermag, was einer Hundenase von Natur aus gegeben ist. Das ist schon ein wenig arrogant, aber so ist der Mensch halt.

Der Hund hat die Nase…der Mensch seinen Kopf

Ein Hund weiß, seine Nase zu benutzen und er nutzt diese auch. Stets und ständig. Was wir mit den Augen sehen, „sehen“ sie mit ihrer Nase. Das muss man ihnen nicht lernen! Was wir lernen müssen, die Körpersprache unseres Hundes zu verstehen, dem Hund „mitteilen“ was wir suchen und Signale zur Verständigung. Uns bleibt, um erfolgreich zu Trailen, ein übergroßes Maß an Vertrauen in unseren Hund zu haben, als Vorschuss sozusagen, wie in jeder Art von Beziehung und in uns selbst und unserer Arbeit. Wir oder besser formuliert, uns bleibt nur die Theorie und die passiert im Kopf.

Vertrauen gefragt

Wollen wir, dass unser Hund überall für uns trailt, dann kommen wir nicht umhin, ihn ein Stück weit Freiraum zu lassen. Schließlich hat er den Hauptteil der Arbeit. Man sollte auch einen Hund einräumen, das er individuelle Strategien entwickelt, die ihn zum Ziel führen. Hunde arbeiten nicht aus Lehrbüchern, sie lernen im Leben und entwickeln sich da auch weiter. Der Bremsklotz sind wir, weil ich der Meinung bin, uns steht oft der Verstand im Weg. Die Mischung aus allem machts.

Erfolgreich Trailen lernen

Die wichtigste Komponente ist das Objekt der Begierde, zu gut deutsch, was soll gesucht werden. Man benötigt einen Startpunkt, wo zum Beispiel die vermisste Person zuletzt gesehen wurde und einen dazugehörigen Geruchsträger, sowie eine Hundenase und einen Hundeführer, der gut zu Fuß ist, seinen Hund kennt und dessen Körpersprache versteht. Alles andere ist fleißiges üben, üben, üben.

Ein schöner Effekt dabei ist, wir müssen uns und unseren Hunden gegenüber vertrauen und das wiederum stärkt die Beziehung.

Der eine hats, der andere nicht

Mantrailing ist ein harter Job für eine Hundenase und dessen Gemüt. Er muss den frischesten Geruch herausfiltern, er muss den Straßenlärm, die äußeren Umstände ertragen und weitestgehend ausschließen. Es geht an die Substanz. Das ist ein Grund, dass nicht jeder Hund das Zeug zu einem Trailer in der realen Welt hat. Ganz egal, wie gut und gern er sucht. Das sollte man als Hundeführer akzeptieren, was nicht bedeutet, das man nicht mehr trailt. Für den Freizeitbereich ist das eine tolle Sache.

Ich bin mal bei einer Rettungshundeprüfung in der Fläche als Helfer mitgelaufen. Ich war zum Teil entsetzt und entzaubert. Der zu prüfende Hund tat alles, nur nicht suchen. Das war jedem klar und dennoch hatte man ihn die Prüfung bestehen lassen. Man hat trainiert, man ist zur Prüfung angetreten. Hut ab, denn es ist eine sehr zeitaufwendige Geschichte. Aber spätestens bei dieser Prüfung hätte man auslesen müssen, denn so ist niemanden geholfen.

Falsch verstanden oder falscher bzw. ungünstiger Ansatz

Irgendwann beginnt jeder mit irgendetwas. Meine erste „Bekanntschaft“ mit Mantrailing hat mir gezeigt, dass diese Methode für mich und meinen Malinois nicht die Richtige war. Diese Lektion war dennoch nicht umsonst, denn sie eröffnete mir neue Wege, das Trailen zu lernen. Warum ich diese kurze Geschichte zum Besten gebe, ist einfach erklärt. Mein Hund hat mir die Augen geöffnet und mich zu der Erkenntnis gebracht, wie es für einen „mitdenkenden“ Hund nicht funktioniert.

Burschi, der Fähnchentrailer

Darsteller: Raik vom Greifenring, Burschi genannt, Malinois

Unser erster Mantrailer-Workshop. Ich hatte null Ahnung, demzufolge auch keinen Vergleich. Ich war unvoreingenommen. Nach ein wenig Theorie, gingen wir zum praktischen Teil. Wir stellten uns in einer Reihe auf. Jeder bekam Fähnchen und damit sollten wir eine Spur markieren. Wir steckten dazu in Abständen diese Fähnchen in den Boden. Kleiner Exkurs, Bodenverletzungen sind Fährten. Trails läuft man aber auf jeder Art von Gelände. Die Spur war markiert und unsere Aufgabe bestand darin, dieser Spur genau zu folgen. Wir sollten mittels der Leine die Hunde auf diese Spur begrenzen. Wollte als ein Hund geringfügig abweichen, haben wir es mit der Leine verhindert. Na toll. Mein Hund sah mich ständig fragend an, wenn ich ihn nicht weiter ließ und mir kamen Zweifel. Irgendwann, es dauerte gar nicht lange, habe ich das Zucken gesehen, welches durch meinen Hund ging. Er kam auf die Idee, die Fähnchen zu suchen und das tat er dann auch und kam logischerweise immer ans Ziel. Mal ganz davon abgesehen, das es mühselig ist, so eine Spur auf größere Distanz zu stecken, ganz davon abgesehen, das man auf Asphalt an Grenzen kommt, ist das wenig tauglich für den Realeinsatz. Für mich weit weg vom Mantrailing und danke Burschi, das du mir auf deine Weise die Augen geöffnet hast. Wir beschlossen, die Fähnchen in den Ruhestand zu schicken und zogen aus, das Trailen zu erlernen.

hundeschule-simone-kaden.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert